Die Jagdhundezucht in Deutschland steht möglicherweise vor einem Wendepunkt. Durch die Novelle des Tierschutzgesetzes sowie die Tierschutz-Hundeverordnung könnten bestimmte Hunderassen, darunter auch traditionelle Jagdhunderassen wie der Dackel, Beagle und Deutsche Schäferhund, bald nicht mehr gezüchtet werden. Dies befürchtet der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), Deutschlands größter Dachverband für Hundezüchter.
Was steht im neuen Gesetz?
Das Tierschutzgesetz, das von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgeschlagen wurde, hat zum Ziel, sogenannte „Qualzuchten“ zu verhindern. Qualzuchten sind Züchtungen, bei denen gesundheitliche Probleme aufgrund von genetischen Defekten oder anatomischen Merkmalen häufig vorkommen. Die aktuelle Gesetzgebung sieht vor, dass Hunde mit bestimmten genetischen Merkmalen, die als gesundheitsschädlich gelten, nicht mehr gezüchtet oder ausgestellt werden dürfen.
Laut dem VDH trifft dies aber nicht nur auf kranke Tiere zu, sondern auch auf viele gesunde Jagdhunde, deren Körperbau von der Gesetzgebung als problematisch eingestuft werden könnte. Eine besonders umstrittene Regelung ist die Definition von Skelettanomalien, die als Qualzuchtmerkmale klassifiziert werden. Dazu zählen kurze Beine, ein Merkmal, das viele Jagdhunde wie Dackel und Corgis auszeichnet(dackelzucht).
Droht das Ende des Dackels?
Der Dackel, eine der bekanntesten Jagdhunderassen in Deutschland, könnte durch die geplanten Änderungen besonders betroffen sein. Nach einer Studie, die in der Leitlinie zur Tierschutz-Hundeverordnung zitiert wird, tragen 99 Prozent aller Dackel ein genetisches Merkmal, das als Anomalie eingestuft wird. Auch bei anderen beliebten Jagdhunden wie dem Beagle und dem Cocker Spaniel zeigt die Studie alarmierende Zahlen. Diese Merkmale könnten dazu führen, dass diese Hunde zukünftig weder ausgestellt noch gezüchtet werden dürfen(dackelzucht).
Auswirkungen auf die Jagd und das Zuchtwesen
Sollte es tatsächlich zu einem Zuchtverbot kommen, hätte dies weitreichende Folgen. Viele Jagdhunderassen, die seit Jahrhunderten gezüchtet und eingesetzt werden, könnten aus dem Zuchtprogramm gestrichen werden. Der VDH sieht hierin eine Bedrohung für die kontrollierte Rassehundezucht. Jörg Batscherer, Geschäftsführer des VDH, warnt davor, dass die Auslegung der Verordnung zu einem „Zuchtverbot durch die Hintertür“ führen könnte(dackelzucht).
Neben der Einschränkung der Zucht könnten auch Hundesportveranstaltungen und Ausstellungen für bestimmte Rassen verboten werden. Die Folge wäre eine schleichende Verdrängung dieser Hunde aus dem öffentlichen Leben und letztlich ein Rückgang der Jagdhundezucht in Deutschland.
Illegaler Welpenhandel als Folge?
Eine weitere Folge könnte ein Anstieg des illegalen Welpenhandels sein. Sollte die Zucht in Deutschland verboten werden, ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach diesen Hunden bestehen bleibt. Dies könnte zu einer verstärkten Einfuhr von Hunden aus dem Ausland führen, insbesondere aus Ländern, in denen die Zuchtbedingungen oft schlechter sind. Solche Hunde stammen häufig aus sogenannten „Vermehrungsstationen“, in denen die Gesundheit der Tiere vernachlässigt wird(dackelzucht).
VDH fordert wissenschaftlich fundierte Regelungen
Der VDH fordert klare, wissenschaftlich fundierte Kriterien für Qualzuchtmerkmale. Bisher lässt der Gesetzesentwurf viel Interpretationsspielraum, was zu Unsicherheiten führt. Es besteht die Gefahr, dass gesunde Hunde aufgrund von äußerlichen Merkmalen, die als „nicht normal“ eingestuft werden, von der Zucht ausgeschlossen werden. Dabei weist der VDH darauf hin, dass viele Jagdhunderassen seit Jahrhunderten gezüchtet werden und wichtige genetische Eigenschaften besitzen, die für die Jagd unerlässlich sind(dackelzucht).
Die geplante Novellierung des Tierschutzgesetzes könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die Jagdhundezucht in Deutschland haben. Während das Ziel, Qualzuchten zu verhindern, grundsätzlich begrüßenswert ist, besteht die Gefahr, dass gesunde und wertvolle Jagdhunderassen durch ungenaue Regelungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf die Bedenken des VDH und anderer Zuchtverbände eingehen wird, um eine Balance zwischen Tierschutz und dem Erhalt traditioneller Hunderassen zu finden.