Was ist ein Scharfschützengewehr?
Als Scharfschützen bezeichnet man im militärischen Bereich Schützen, welche Ziele auf sehr hohe Entfernungen treffen und somit bekämpfen können. Beim Militär ist die Bezeichnung Scharfschütze, bei polizeilichen Behörden Präzisionsschütze üblich. Scharf- und Präzisionsschützen werden überall eingesetzt, wo wenige, sehr präzise Schüsse auf hohe Entfernungen notwendig sind oder notwendig werden können. So werden Scharf- und Präzisionsschützen beispielsweise zur Absicherung von großen Gebieten eingesetzt, oder aber zur Bekämpfung eines einzelnen Ziels auf hohe Entfernung. Ein typisches Szenario wäre zum Beispiel der “finale Rettungsschuss” durch einen Präzisionsschützen.
Im zivilen Bereich werden Scharfschützengewehre für den Schießsport (zum sogenannten Long-Range-Schießen) oder bei der Jagd eingesetzt.
Die meisten Scharfschützengwehre sind Repetiergewehre. Zwar werden für Entfernungen bis etwa 600 m auch mit Zielfernrohr ausgestatteten Halbautomatikbüchsen eingesetzt, allerdings nennt man diese Waffen “Designated Marksman Rifle” oder kurz DMR - sie bilden das Bindeglied zwischen Sturmgewehren (Entfernung bis zu 400 m) und Scharfschützengewehren.
Bei halbautomatischen Waffen beschleunigt die Energie, welche durch die Treibladung der Patrone frei wird den Verschluss der Waffe nach hinten und die abgeschossene Hülse wird ausgeworfen. Der Verschluss wird von einer Federung wieder nach vorne beschleunigt, entnimmt bei dieser Bewegung eine neue Patrone aus dem Magazin und führt diese in das Patronenlager ein. Die Entriegelung des Verschlusses erfolgt unmittelbar nach der Zündung - der Schwerpunkt der Waffe ändert sich also noch bevor das Projektil den Lauf verlassen hat. Aufgrund dieses Vorgangs gelten Repetierer als präziser als Halbautomaten. Außerdem ist für Scharfschützen die Präzision wichtiger als schnelle Schussfolgen.
Um auf weite Entfernungen präzise wirken zu können ist einerseits wichtig, ein starkes, rasantes Kaliber zu haben, andererseits, dass die Energiereserven dieses Kaliber bestmöglich ausgenutzt werden. Aus diesem Grund haben die meisten Scharfschützengewehre verhältnismäßig lange Läufe (im militärischen Bereich wird ein Lauf aus Rohr bezeichnet).
Je länger der Lauf einer Büchse ist, desto länger bewegt sich das Projektil innerhalb dieses Laufs, während die Treibladung der Patrone verbrennt. Daher wird ein Projektil bei einem längeren Lauf länger beschleunigt. Bei zu kurzen Läufen kommt es bei der Schussabgabe zu starkem Mündungsfeuer- wenn das Projektil den Lauf verlässt, wurde die Treibladung noch nicht vollständig verbrannt, wodurch der starke Mündungsblitz entsteht.
Welches Kaliber hat ein Scharfschützengewehr?
Neben einem langen Lauf ist auch ein schlagkräftiges, aber präzises Kaliber notwendig. Bei militärischen Einheiten ist die Patrone .308 Win sehr beliebt (militärisch: 7.62×51mm NATO), während Sturmgewehre westlicher militärischer und polizeilicher Einheiten meist mit dem Kaliber .223 Rem (5,56x45 mm NATO) ausgestattet sind - denn von einem kleineren Kaliber lassen sich mehr Patronen transportieren.
Weitere, Kaliber, die häufig verwendet werden sind .300 Win Mag (7,62x67 mm) oder .338 Lapua Magnum (8,6 × 70 mm). Für Entfernungen bis zu 2 km werden auch Gewehre im berüchtigten Kaliber .50 BMG (12,7 × 99 mm NATO). Das extrem starke Kaliber .50 BMG eignet sich für die zielgerichtete Bekämpfung harter oder gepanzerter Ziele. Denkbar sind auch noch stärkere Kaliber mit bis zu 20 mm Geschossdurchmesser.
Welche Reichweite hat ein Scharfschützengewehr?
Die Reichweite eines Scharfschützengewehrs hängt nicht nur von der Waffe selbst, sondern auch vom Schützen und den Witterungsbedingungen ab. Je nach Bauart kann man sagen, dass ein militärisches Scharfschützengewehr etwa für eine Entfernung von 1.000 m geeignet ist. Großkalibrige Hochpräzisionswaffen sind hingegen, von einem fähigen Schützen geführt auf Entfernugen bis zu 3.000 m einsetzbar. Präzisionsschützen von Polizeikräften werden fast ausschließlich im urbanen Raum eingesetzt, sie sind auf kürzere Entfernungen ausgelegt und bekämpfen in der Regel Ziele auf Entfernungen von bis zu 1.000 m.
Welches Scharfschützengewehr nutzt die Bundeswehr?
Das Scharfschützengewehr G22
Die Bundeswehr hat verschiedene Scharfschützengewehre im Einsatz. Das G22 wurde 1997 als erstes reines Scharfschützengewehr bei der Bundeswehr eingeführt. Vorher wurde für diesen Zweck das G3 mit einem Zielfernrohr verwendet (welches eigentlich kein Scharfschützengewehr, sondern ein Designated Marksman Rifle ist). Hersteller des G22 ist der britische Hersteller Accuracy International.
Technische Daten:
Kaliber: | 7,62x67 mm (.300 Win Mag) |
Lauflänge: | 66 cm |
Gewicht: | 9,3 kg |
Zielpoptik: | 5-25 fache Vergrößerung |
Kampfenternung: | bis 1.100 m |
Das Scharfschützengewehr G29
Das Scharfschützengewehr G29 ist auf höhere Reichweiten als das G22 ausgelegt und wird von Haenel hergestellt. Bei den Spezialeinheiten des Heeres und der Marine (Kommando Spezialkräfte und Kommando Spezialkräfte Marine) löst das G29 das G22 ab.
Kaliber: | 8,6×70 mm (.338 Lapua Magnum) |
Lauflänge: | 68,5 cm |
Gewicht: | 7,8 kg |
Zielpoptik: | 5-25 fache Vergrößerung |
Kampfenternung: | bis 1.500 m |
Das Scharfschützengewehr G82
Das schwereste Scharfschützengewehr, welches bei der Bundeswehr verwendet wird, ist das G82 im Kaliber 12,7 × 99 mm NATO (auch .50 BMG, .50 Browning Machine Gun) des amerikanischen Herstellers Barrett Firearms Manufacturing, Inc. Das Gewehr ist im Gegensatz zu den beiden anderen Scharfschützengewehren ein Halbautomat, mit dem auf hohe Entfernungen vor allem technische und gut geschützte Ziele bekämpft werden. Das G82 hat die höchste Reichweite unter den Scharfschützengewehren mit einer Einsatzentfernung von etwa 1.800 m.
Kaliber: | 12,7 × 99 mm NATO (.50 BMG) |
Lauflänge: | 73,8 cm |
Gewicht: | 12,9 kg |
Zielpoptik: | 5-25 fache Vergrößerung |
Kampfenternung: | bis 1.800 |
Was ist das beste Scharfschützengewehr der Welt?
Welches Scharfschützengewehr das beste ist, lässt sich schwer sagen. Bei der Anschaffung im militärischen als auch im behördlichen Bereich spielen auch immer Kosten und Verfügbarkeit eine entscheidende Rolle dabei, welcher Hersteller mit welchem Modell den Zuschlag erhält. Wie beim jagdlichen als auch beim sportlichen Schuss entscheideen viel mehr Fähigkeiten des Schützen als auch Leistungsfähigkeit der Zieloptik über die Präzision des Schusses.
Können Zivilisten Scharfschützengewehre kaufen?
Für Scharfschützengewehre gelten in Deutschland die gleichen Bedingungen wie für andere Büchsen. Daher dürfen Zivilpersonen, sofern die Herteller dies anbieten, Scharfschützengewehre erwerben. Für den Erwerb eines Gewehrs, welches als Scharfschützengewehr eingesetzt werden kann berechtigen Jagdschein, grüne Waffenbesitzkarte mit Voreintrag als auch die gelbe Waffenbesitzkarte, sofern andere rechtliche Bestimmungen eingehalten sind.
Neben der Frage, ob man ein Scharfschützengewehr besitzen darf, sollte man sich fragen ob man es wirklich braucht. Scharfschützengewehre sind teurer als die meisten Jagd- und Sportbüchsen. Für den jagdlichen Einsatz sind sie in der Regel überdimensioniert und die Kaliber zu groß- in einem normalen deutschen Revier mag es nicht nur seltsam anmuten, mit einer Scharfschützenbüchse eine Patrone .50 BMG auf einen Rehbock anzulegen, es kann aufgrund der starken Geschosswirkung zu stärkerer Abprall- als auch Splitterwahrscheinlichkeit kommen- also auch sehr gefährlich sein. Auf dem gewöhnlichen Schießstand wird man mit den großkalibrigen Waffen ebenfalls kritisch beäugt.
Ganz anders verhält es sich beim Long-Range-Schießen. Wer sich für die Königsdisziplin des Büchsenschießens begeistert und präzises Schießen jenseits von Entfernungen von 600 m praktizieren möchte, findet in einer Scharfschützenwaffe das optimale Arbeitsgerät.